
August 2025
Digitale Souveränität statt Lock-in, wie bleibe ich als KMU unabhängig?

Digitale Souveränität statt Lock-in, wie bleibe ich als KMU unabhängig?
Viele KMU setzen auf bewährte Softwarelösungen grosser Anbieter. Sie funktionieren zuverlässig, doch diese Abhängigkeit hat ihren Preis. Lizenzkosten steigen, neue Funktionen bringen oft wenig Mehrwert, geschweige ob man sie überhaupt kennt, und strategische Entscheidungen geraten in die Hände internationaler Konzerne.
Digitale Souveränität bedeutet, diese Abhängigkeiten bewusst zu hinterfragen und die Kontrolle über Daten, Prozesse und Kosten zurückzugewinnen. Für KMU ist das mehr als eine IT-Frage: Es ist ein Stück unternehmerische Freiheit.
Wenn Kosten steigen, ohne dass der Nutzen wächst
Ein Blick auf Microsoft zeigt, wie Abhängigkeit zur Kostenfalle wird.
Zwischen 2019 und 2025 sind die Preise für zentrale Dienste wie Microsoft 365 um mehr als 25 % gestiegen. Für ein KMU mit 20 Mitarbeitenden bedeutet das Mehrkosten von rund CHF 650 pro Jahr, bei nahezu unverändertem Kernnutzen [1] [2].
Die neu hinzugekommenen Tools wie Clipchamp oder Loop mögen interessant sein, sind für viele KMU aber kaum geschäftskritisch. Wer hier nicht aktiv prüft, zahlt am Ende für Funktionen, die er gar nicht benötigt.
Warum KMU besonders handeln müssen
Grosse Unternehmen können steigende IT-Kosten oft abfedern, KMU hingegen spüren sie direkt in ihrer Marge. Gleichzeitig fehlen häufig die Ressourcen, um Alternativen systematisch zu evaluieren.
Doch genau hier liegt der strategische Hebel: Wer heute Abhängigkeiten reduziert, gewinnt morgen Flexibilität, in Budget, Technologie und Entscheidungsfreiheit.
Fünf Schritte zur digitalen Souveränität
Der Weg in die Unabhängigkeit gelingt nicht über Nacht. Aber er beginnt mit klaren, machbaren Schritten:
1. Bestandsaufnahme: Wo bestehen kritische Abhängigkeiten?
2. Sanfte Integration: Neue Tools schrittweise einführen, Akzeptanz sichern.
3. Eigene Daten nutzen: Identitäts- und Zugriffsmanagement selbst kontrollieren.
4. Passgenaue Lösungen: Tools nach Branche und Bedarf auswählen, nicht nach „Standard“.
5. Weiterentwicklung: Prozesse und Automatisierungen individuell gestalten.
Von Lock-in zu Interoperabilität
Das Ziel ist nicht, Abhängigkeiten komplett zu vermeiden, sondern sie beherrschbar zu machen. Statt Lock-in auf einen Anbieter zu setzen, eröffnen offene Standards und Schnittstellen echte Wahlmöglichkeiten.
Ein Dokument im Open Document Format lässt sich in verschiedenen Programmen nutzen, ohne Bindung an einen Hersteller. Kommunikation wird durch Verschlüsselung und Backups souverän abgesichert. Und beim Outsourcing bleibt die Verantwortung im Unternehmen, über klare Verträge, Audits und Zertifizierungen.
Kurz gesagt: Interoperabilität ist die Basis, um handlungsfähig zu bleiben.
Verantwortung übernehmen
Digitale Souveränität ist kein Luxus, sondern Voraussetzung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit. Sie schützt vor Kostenfallen, stärkt die Datensicherheit und sichert die Entscheidungsfreiheit.
Für KMU bedeutet das: nicht alles auf einmal ändern, sondern heute den ersten Schritt machen – und sich so Freiräume für die Zukunft schaffen.
Die entscheidende Frage lautet: Wollen Sie abhängig bleiben oder Ihre digitale Zukunft selbst gestalten?
Quellen:
[1] Microsoft (2023): Consistent global pricing for the Microsoft Cloud
Weiterführende Informationen:
- Check zur Digitalen Souveränität
- Verein zur Förderung von Open Source Software und offenen Standard in der Schweiz
- Open Source Software Directory (OSSD)
- Open Source Studie Schweiz 2024
- Netzwerk «Souveräne Digitale Schweiz»
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„Du wirst nie komplett digital souverän sein zu 100 %. Es geht darum, bewusst zu entscheiden: Welche Dienste sind kritisch, und wo brauche ich einen Plan B?"


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